Referendariat: Das "verlängerte Bewerbungsgespräch"

Für Nachwuchsjuristen ist es wichtig, rechtzeitig die Weichen zu stellen und ein berufliches Profil zu entwickeln. Auf dem Weg zu einer persönlichen Spezialisierung sind Netzwerke und praktische Erfahrungen nicht zu schlagen. Eine wichtige Institution für aufstrebende "Networker" ist das Referendariat.

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Denn die Referendare haben hier nicht nur Gelegenheit, in Kontakt zu berufserfahrenen Juristen zu kommen, sondern auch ihre theoretischen und praktischen Qualifikationen vor Ort unter Beweis zu stellen, ihre Präferenzen zu überprüfen und sich im Idealfall in einer Kanzlei "unentbehrlich" zu machen.

Aktiv gestalten

Das Referendariat können junge Juristen auf verschiedene Weise aktiv gestalten. Zum einen lassen sich im föderalen Deutschland durch die Wahl des Bundeslands und des Oberlandesgerichts die Wartezeiten, aber auch die Zulassungsbestimmungen, die Dauer der einzelnen Stationen oder der Umfang der erlaubten Nebentätigkeiten beeinflussen. Zum anderen sollten Referendare vor allem die Anwalts- und die Wahlstation gezielt nutzen, um ihr Referendariat in mehreren Kanzleien zu absolvieren und auf diese Weise unterschiedliche Kanzleitypen kennen zu lernen. Dies erleichtert die spätere Berufsentscheidung.

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Logisch aufbauen

Wichtig ist jedoch, die einzelnen Stationen nicht beliebig zusammenzustellen, sondern das Referendariat in sich logisch aufzubauen, etwa Stationen mit ­inhaltlich passendem Bezug auszuwählen. So lässt sich demonstrieren, dass man sich frühzeitig auf die berufliche Zukunft vorbereitet. Empfehlenswert ist vor allem, sich bereits im Referendariat eine Spezialisierung oder Nische zu suchen, die man sich als späteren Tätigkeitsbereich vorstellen kann. In diesem Bereich sollte während des Referendariats konsequent Spezialwissen gesammelt werden, das in der Bewerbungsphase von Vorteil ist. Denn die Praxiserfahrung, die man während des Vorbereitungsdienstes sammeln kann, lässt sich bei einer eventuellen Selbstständigkeit nach dem zweiten Staatsexamen nicht mehr einfach nachholen.

Instrument zur Personalrekrutierung

Nicht zu unterschätzen ist, dass auch für die Sozietäten die Anwalts- und Wahlstation ein hervorragendes Instrument zur Rekrutierung ihres Nachwuchses darstellt. Hier erleben sie ihre Mitarbeiter in spe hautnah und erhalten Einblicke in deren Fähigkeiten, Arbeitsweise, Persönlichkeit und Potenziale. Dies gilt für Kanzleien jeglicher Größe und Ausrichtung und gibt den Referendaren die Möglichkeit, berufliche Weichen zu stellen. Insbesondere wenn die Station eher gegen Ende des Vorbereitungsdienstes angesiedelt ist, der Referendar schon annähernd "fertig" ausgebildet ist und er Gelegenheit hat, sich entsprechend versiert in Kanzleiarbeit und Mandantenbetreuung einzubringen, wird nicht selten schon vor der letzten Prüfung ein Arbeitsvertrag angeboten. Es empfiehlt sich, die Anwalts- oder Wahlstation bei einer Kanzlei zu absolvieren, die glaubwürdig eine spätere Anstellung in Aussicht stellt – auch wenn sie vielleicht nicht die erste Wahl auf der persönlichen Kanzlei-Hitliste ist.

Verlängertes Bewerbungsgespräch

Kein Wunder also, dass das Referendariat vielen als "verlängertes Bewerbungsgespräch" gilt. Der häufig geäußerte Ratschlag, schon frühzeitig mit dem Lernen für das zweite Staatsexamen zu beginnen, zielt deshalb auch gar nicht nur darauf ab, eine halbwegs entspannte (sofern es so etwas überhaupt gibt) Examensphase zu gewährleisten. Das Besondere der juristischen Ausbildung ist stattdessen, dass die entscheidende Phase vor dem Examen häufig mit einer Station in einer Kanzlei zusammenfällt.

Keine Tauchstation

Wer sich dann auf „Tauchstation“ begeben muss, um das Examen zu schaffen, verpasst möglicherweise, in seiner letzten Referendariatsstation für die spätere Jobsuche zu punkten. Solche Möglichkeiten sollten Grund genug sein, schon bei der Auswahl der Kanzleien für die Referendariatsstationen gründlich vorzugehen und nicht nur den schnellen Weg zu suchen. Das heißt: Ruhig schon im Vorstellungsgespräch fragen, ab wann man in der Kanzlei mit Mandantenkontakt rechnen kann und in welcher Form man in die Betreuung laufender Mandate eingebunden wäre – und so versuchen herauszufinden, ob man im Referendariat eher als Zuarbeiter oder wirklicher Mitarbeiter eingesetzt wird.

In welcher Kanzlei?

Die Unterschiede bezüglich Kanzleiphilosophie und -kultur können von Sozietät zu Sozietät erheblich sein. Üblicherweise geht es in kleineren Kanzleien häufig persönlicher zu und der Kontakt zu Mandanten ist meist früher möglich, aber auch Großkanzleien setzen sich oft aus kleinen homogenen Teams zusammen – und Unterschiede gibt es auch zwischen den verschiedenen Standorten einer Kanzlei. Hier hilft nur, sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Die Vorstellungen über Arbeitsklima und Kultur in verschiedenen Kanzleien sind bei Referendaren jedoch naturgemäß meist recht vage.

Helmut Rogalla, juristischer Personalberater bei Shilton Sharpe Quarry in Frankfurt, empfiehlt deshalb den Besuch von Bewerbermessen, um sich schon im Vorfeld der Bewerbungsphase ein besseres Bild machen zu können. Ehemalige Referendare raten außerdem, Wartezeiten vor dem Referendariat und Nebenjobs für juristische Tätigkeiten zu nutzen, um auch hier bereits Erfahrungen zu sammeln und Kontakte zu knüpfen. Und eine Nebentätigkeit bei einem Anwalt ist zudem ein nicht zu unterschätzendes Plus im Lebenslauf.

Im Ausland?

Auch die Möglichkeit, einen Teil der Ausbildung ins Ausland zu verlegen, hängt davon ab, in welchem Bundesland das Referendariat absolviert wird: Die Angaben der Oberlandesgerichte reichen von "nicht gerne gesehen" bis zu maximal zwölf Monaten. Eine Übersicht zur Dauer der einzelnen Referendariatsstationen finden Sie im "Referendariatskompass". Die aktuellen Modalitäten sollten aber in jedem Fall vorab beim jeweiligen Oberlandesgericht geklärt werden.

Das Angebot an Auslandsstationen ist in der Regel in den Listen der Ausbildungsstellen zu finden. Für die Bewerbung sollte man deutlich mehr Zeit einplanen als bei einer inländischen Station. Für wen eine Station im Ausland zu empfehlen ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Natürlich ist es aufwändiger, Kontakte zu zukünftigen Arbeitgebern zu knüpfen, andererseits wird kaum ein Arbeitgeber zu finden sein, der qualifizierte Auslandsaufenthalte nicht gerne im Lebenslauf sieht – wenn er sie nicht (dies gilt insbesondere für die großen Wirtschaftskanzleien) sogar explizit fordert.

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