Großkanzlei oder Boutique?

Wer mit zwei Prädikatsexamen glänzen kann, hat gute Karten im Poker um die besten Einstiegsjobs. Großkanzleien wie Boutiquen können dabei gleichermaßen attraktive Arbeitgeber für junge Juristen sein. Eine Gegenüberstellung.

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Welche Kanzlei passt zu mir? Spätestens mit dem Prüfungsstress zum zweiten Staatsexamen stellt sich für Absolventen diese Frage. Schließlich möchtest du die Kanzlei finden, die deinen Vorstellungen am ehesten entspricht.

So unterscheiden sich die Kanzleikonzepte

Der Schwerpunkt der anwaltlichen Tätigkeit bei Großkanzleien liegt im Wirtschaftsrecht. Zu den Mandaten gehören häufig große und mittelständische Unternehmen, denen sie umfassende rechtliche Beratung sowie juristische Gestaltung von Transaktionen bieten.

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Mathematiker, Physiker, Informatiker (m/w/d)

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Rechtsreferendar (m/w/d) Anwalts- oder Wahlstation in der Abteilung General Counsel (Rechtsabteilung)

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Senior Consultant Compliance / Lieferketten & Social Compliance (m/w/d)

Auch die Boutiquen haben sich auf die Beratung von Unternehmen spezialisiert. Doch sie decken nicht den gesamten Bereich des Wirtschaftsrechts ab, sondern konzentriere sich auf bestimmte Bereiche, wie etwa Arbeitsrecht, Medienrecht oder Steuerrecht. Ihr Credo lautet: Spezialisten statt Generalisten.

Auch Boutique-Kanzleien arbeiten international, nur anders

Wer international Karriere machen möchte, sollte eher eine Großkanzlei ins Visier nehmen. Die meisten Top-Wirtschaftskanzleien haben mehrere Büros in verschiedenen Ländern weltweit und eine internationale Mandantschaft.

Unerlässlich sind später dann auch längere Auslandsaufenthalte und die Zusatzqualifikation LL.M. Der Auslandsaufenthalt gehört sogar in vielen Großkanzleien zum selbstverständlichen Bestandteil der Ausbildung – sie bieten ihren Associates Secondments an, etwa in einem ausländischen Büro oder bei einem ausländischen Mandanten.

Doch auch für die Boutiquen und ist Internationalität kein Fremdwort. Die meisten haben jedoch keine eigenen Büros im Ausland, sondern schließen sich Anwaltsnetzwerken an, um an grenzüberschreitenden Mandaten arbeiten zu können.

Einstellungskriterien

Die Voraussetzungen für den Einstieg in eine Boutique oder eine Großkanzlei unterscheiden sich kaum. „Vollbefriedigend“ ist Pflicht und Promotion und LL.M. sind hier wie dort sehr gerne gesehen.

Meist stellt sogar die Boutique, die mit einer Großkanzlei auf einem Rechtsgebiet konkurriert, höhere Ansprüche. Dann wird schon mal eine begonnene Ausbildung im Spezialgebiet der Boutique erwartet.

Arbeitsbelastung & Gehalt

Die Arbeitsbelastung bei den Kanzleien ist bekanntlich sehr hoch, mit einer 40-Stunden-Woche kommt da keiner hin. Die Arbeitsbelastung in Großkanzleien gilt als höher als in Boutiquen, vor allem wenn sie im Transaktionsgeschäft tätig sind. Je nach Spezialisierung und Mandatslage arbeiten Anwälte jedoch auch in Boutiquen rund 55 Stunden in der Woche. 

Beim Gehalt haben Großkanzleien ebenfalls noch die Nase vorn, es gibt aber inzwischen auch Boutiquen, die bereits an der 100.000-Euro-Grenze für Associates kratzen: So bietet Oppenländer promovierten Anwälten ein Einstiegsgehalt von 100.000 Euro im ersten Jahr und bei Oppenhoff & Partner starten Associates mit 95.000 Euro. Das Durchschnittsgehalt in mittelständischen Kanzleien liegt eher bei 60.000 bis 90.000 Euro.

Weiterbildung

Großkanzleien legen großen Wert auf die Ausbildung ihrer Anwälte. Oft rotieren Associates innerhalb der Kanzlei, wechseln nach einer gewissen Zeit die Praxisgruppe und arbeiten einem anderen Partner zu. So lernen sie verschiedene Fachbereiche und auch die unterschiedliche Arbeitsweisen der Partner kennen.

Bei Boutiquen ist diese Option meist nicht gegeben. Hier wird einem Partner zugearbeitet und Einblicke in andere Rechtsbereiche sind wegen der Spezialisierung von vornherein nicht gegeben.

Partneraussichten

Die Partnerschaft ist das erklärte Karriereziel bei großen Wirtschaftskanzleien. Doch der Weg dorthin ist lang und die Erfolgsaussichten oft nicht gut: Je nach Kanzlei wird nach sechs bis acht Jahren entschieden, ob ein Associate zum Partner aufsteigt.

Da sind Boutiquen gerade wegen der flachen Hierarchien oft eine bessere Adresse für eine zügige Karriere. Der intensive Mandantenkontakt bietet eine gute Chance, schnell Profil zu zeigen. Der Weg zur Partnerschaft kann so wesentlich kürzer sein als in den Großkanzleien.

Die Chemie muss stimmen

Ob Großkanzlei oder Boutique, am Ende ist es eine Frage der persönlichen Vorlieben, der Fähigkeiten, der Interessen und nicht zuletzt der Persönlichkeit, die den beruflichen Weg bestimmen.

Wer sich im Studium und im Referendariat noch nicht auf ein Rechtsgebiet festlegen möchte, kann in Großkanzleien in verschieden Bereiche hineinschauen. Wer sein Spezialgebiet und Interessensbereich klar vor Augen hat, ist in einer entsprechenden Kanzleiboutique gut aufgehoben.

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