Geisteswissenschaftler: Schluss mit den Vorurteilen!

„Und was kann man dann damit machen?“ Es ist der altbekannte, nervige Spruch, der einen sein ganzes Studium über begleitet. Zumindest wenn man sich, wie ich, für einen geisteswissenschaftlichen Studiengang entschieden hat. Und dennoch fiel meine Wahl auf ein scheinbares Orchideen-Fach ganz bewusst. Fachliche Expertise, aber keine berufliche Zukunft? Ich möchte hier mal mit einigen Vorurteilen aufräumen!

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Vorurteil 1: Geisteswissenschaftler sind undefinierbar

Genau, was sind Geisteswissenschaftler überhaupt? Manchmal verliert man bei der Vielfalt den Überblick, da sich der Begriff sowohl auf Philosophen und (Kunst-)Historiker als auch auf Ethnologen und Philologen bezieht. Und damit ist der Begriff auch nur grob abgedeckt. Allein innerhalb der Philologie ist die Vielfalt so unterschiedlich: Anglistik, Romanistik oder Skandinavistik – wie soll bei den vielen unterschiedlichen Bezeichnungen auch klar sein, was einen Geisteswissenschaftler ausmacht?

Doch, das geht schon! Geisteswissenschaftler lassen sich einfach als diejenigen definieren, die Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Disziplinen erstellen (können). Aber: Nicht jeder Geisteswissenschaftler ist zwingend ein Fremdsprachentalent. Damit wären wir schon bei Punkt zwei:

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Vorurteil 2: Geisteswissenschaftler sind Sprach- und Kulturwissenschaftler

Klar, als Studentin der Japanologie setze ich mich mit einer fremden Sprache auseinander und demnach auch mit deren Kultur. Aber das war es noch lange nicht. Interdisziplinäre Module oder Optional-Bereiche bieten außerfachliches Wissen an. Vor allem BWL-Module belegen viele Geisteswissenschaftler noch zusätzlich. In diesem Sinne werden auch Module abseits von Sprache und Kultur studiert. Die Jobchancen steigen dadurch. Aber kann fachliches Wissen nicht doch wichtig sein?

Julia Permien, Manager Internal Recruitment bei Krongaard, antwortet auf die Frage: „Selbstverständlich. Guter Smalltalk oder ein gemeinsames Thema können der perfekte Wegbereiter für eine Geschäftsbeziehung mit einem freiberuflichen Berater oder mit dem Ansprechpartner des Zielunternehmens sein. Vielleicht hat der Projektentscheider ja selbst sein Vordiplom in Theologie abgelegt oder ist in seiner Freizeit leidenschaftlicher Philosoph?“ In diesem Sinne können wir ja etwas bieten!

Vorurteil 3: Geisteswissenschaftler erlangen keine richtige Berufsausbildung

Deshalb können viele nicht auf den Master verzichten. Er steigert später noch den Wert auf dem Arbeitsmarkt. 

Aber der erste Weg zum Traumberuf sind immer noch (freiwillige) Praktika. Auch wenn sie im Studium nicht vorgeschrieben werden. Und auch wenn sich dadurch im schlimmsten Fall die Regelstudienzeit verlängert. Denk daran, dass ein Praktikum für deine berufliche Laufbahn sogar noch wichtiger als das hochgelobte Auslandssemester ist. Und dafür verlängern viele Studenten ja auch ihr Studium. Berufliche Erfahrung ist das A und O. Trotzdem glauben viele Geisteswissenschaftler selbst:

Vorurteil 4: Geisteswissenschaftler werden von Top-Unternehmen nicht gesucht

Und deshalb denken viele Außenstehende auch, dass ein Geisteswissenschaftler sich schnell in die Arbeitslosigkeit hinein studiert. Aber da will ich Betroffene beruhigen: Unternehmen suchen nicht nur Wirtschaftswissenschaftler, Ingenieure und ITler. Bei Krongaard zum Beispiel können Geisteswissenschaftler als Consultant im Vertrieb oder im Recruiting/Partner Management einsteigen und Julia Permien sagt: „Bei der Auswahl unserer potenziellen neuen Kollegen spielt der Background des Studiums eher eine untergeordnete Rolle.“

Auch ZF Friedrichshafen sucht aktuell geisteswissenschaftliche Praktikanten für die Unternehmenskommunikation. In den Bereichen Public Relations, Marketing und Eventmanagement werden nicht nur Medienwissenschaftler bevorzugt. Oder wie wäre es mit einer Tätigkeit in der Führungskräfteentwicklung und Betreuung bei der Deutschen Bahn AG ? Vorkenntnisse in der Personalberatung sind hierbei „erwünscht“, aber nicht vorausgesetzt.

Besonders gefragt sind unter anderem Fähigkeiten wie Kommunikationsstärke, Organisationstalent und Analysefähigkeit“, so Permien.Im Allgemeinen erwarten wir von unseren Bewerbern eine gesunde Portion Ehrgeiz, um die gesteckten Ziele erreichen zu können und sich auch durch Niederlagen nicht entmutigen zu lassen.“ Was noch zählt: Empathie und Einfühlungsvermögen, nötige Energie beziehungsweise Flexibilität durch neue Herausforderungen. Und auch Neugier. „So kommt man auch als Quereinsteiger schnell den wichtigsten Themen näher.“

Fazit: Nicht kleinmachen!

Überzeuge die Unternehmen einfach persönlich – dabei helfen zum Beispiel Events wie Jobmessen! Für ein Unternehmen kann es spannend sein, wenn der spätere Angestellte ein „ausgefallenes“ Fach studiert hat. Ein Beispiel bei Krongaard: „Wir haben in unserem Mitarbeiterstamm zum Beispiel eine Kollegin im Vertrieb mit dem Studienhintergrund Kultur- und Sozialanthropologie. In unseren Bewerbungsprozessen begegnen uns darüber hinaus oft Absolventinnen und Absolventen aus dem Bereich der Sprachwissenschaften“

Es ist wichtig, wer du bist und nicht, was du studierst. Und schließlich: Studium soll auch Spaß machen. Wenn wir alle nur nach beruflicher Karriere wählen, dann landen wir viel schneller in einem studentischen Tief! Gute Noten lassen sich mit dem Wunschfach ebenso besser erreichen. Und warum zweifeln, wenn die Karriere-Chancen doch da sind?

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