Tiefpunkt im Studium: Durchziehen oder lieber abbrechen?

Die meisten Studenten erleben ihn: den Tiefpunkt. Studium weitermachen oder abbrechen? Erik und Manuel waren auch beide verzweifelt – und haben sich entschieden. Beide haben für dich einen Erfahrungsbericht verfasst, der dir bei der Entscheidung, ob du dein Studium abbrechen sollst, vielleicht helfen kann.

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Studium abgebrochen: Ein Erfahrungsbericht von Erik Koch

„Also eigentlich…“ begann ich meinen Satz, der seit jeher für Augenrollen sorgt, „…will ich irgendwas mit Medien machen.“ Damals war ich 16 und besuchte die zehnte Klasse der Realschule. Und was wollte ich danach machen? Richtig, ich wusste es nicht. Den Irgendwas-mit-Medien-Satz feuerte ich immer bei der Frage „Wofür interessierst du dich denn?“ ab. Ich wurde 95 geboren, späte Generation Y, das Internet dominiert meinen Alltag. Also irgendwas mit Medien. Aber „irgendwas“ ist nicht konkret und alles was ich mit Bestimmtheit wusste, war, dass ich Geld machen wollte. Am besten sogar viel Geld. „Dann geht’s für dich in Richtung Wirtschaft“ erklärte man mir auf eine der Jobmessen, über die mich mein Vater jagte, „da ist der Verdienst am größten und Medien gibt’s da auch.“ 

Mein Problem

Vier Jahre später finde ich mich in einem Informatikstudium wieder. Wirtschaftsinformatik als Fach hatte ich schon während des Fachabis. Mir war klar, dass mir das keinen Riesenspaß bereitet. Aber ich empfand es trotzdem als relativ angenehm. Etwas, in dem man versinken kann. Wo man sich durchackern kann. Außerdem wurde uns sogar während unserer Zeit auf dem Berufskolleg offiziell dazu geraten, Wirtschaftsinformatik zu studieren. Super Chancen auf einen Job als Absolvent, viel Geld und meine Freunde wollten es sowieso studieren. Gute Rahmenbedingungen also für Verlegenheit.

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Ich lag falsch. Je länger sich das erste Semester hinzog, desto unsicherer fühlte ich mich. Die Uni, das Fachgebiet, die Gegend, die ewig langen Zugfahrten; ständig fühlte ich mich unwohl. Durchbeißen wollte ich mich trotzdem: Wirtschaftsinformatiker werden stark gesucht, Firmen locken mit gut dotierten Jobs. Die Themen waren anfangs noch nicht mal das direkte Problem, die Vorprüfungen hatte ich ohne viel Aufwand bestanden, für alle Prüfungen wurde ich zugelassen. Absolviert habe ich aber keine. Ende des ersten Semesters riss bei mir der Faden: Programmieren empfand ich als immer nerviger und ermüdender, die Theorie hinter der Informatik als stinklangweilig und bei dem Wort „betriebswirtschaftlich“ wurde ich ein wenig grün im Gesicht. 

Mein Richtungswechsel

Also Studium abbrechen. Mit mir gehadert habe ich aber zu lange. Als ich den Entschluss fasste, war das zweite Semester schon bezahlt. Deswegen bleibe ich auch bis zum Ende des laufenden Sommersemesters eingeschrieben, obwohl ich die Schiene mit dem Beginn eines redaktionellen Praktikums schon gewechselt habe.

Mein Rat: Hat man keine Alternative, lohnt sich das Abbrechen nicht. Ich hatte eine Passion aus meiner Kindheit wieder entdeckt und will mein Hobby, das Schreiben, irgendwann zum Beruf machen. Ich weiß genau, dass ich damit immer noch Glück habe. Ich habe „nur“ ein Semester verschwendet, ein halbes Jahr, obwohl das zweite schon bezahlt ist. Andere ackern sich bis zum fünften Semester durch, nur, um es am Ende doch abzubrechen. Die Frage "Ab wann sollte ich mein Studium abbrechen?" ergibt nur bedingt Sinn. So ein Studienabbbruch wird ja nicht im Vorhinein eingeplant. Es ist nur nützlich, wenn du den Studiengang wechselst und noch Wissen mitnehmen kannst.

Mein Bauchgefühl

An das Geld denke ich kaum noch. Angenehm über die Runden kommen mit Luft nach Oben reicht mir mittlerweile. Ich will morgens nicht aufstehen und keine Lust auf den Tag haben, weil mich meine Arbeit einfach null interessiert. Nein, ich will morgens aufstehen und gar nicht erst darüber nachdenken. Mein Unterbewusstsein soll wissen, dass ich meinen Job gerne mache und mir nicht ständig der Gedanke im Kopf rumschwirrt, dass der Großteil der Woche an die Firma verschwendet wird. Ich will mich in meinem Beruf nicht fühlen wollen wie damals, im Matheunterricht, als ich die Uhr öfter anschaute als die Tafel.

Dem Rat, dass man im Beruf etwas machen soll, was einem Spaß bereitet, habe ich nicht viel Beachtung geschenkt. Ich dachte mir als Jugendlicher, dass man da einfach durch muss. Spaß kann man auch in seiner Freizeit haben. Erst als ich mit dem Studium der Wirtschaftsinformatik begann,  und ich im Laufe des ersten Semesters einen konkreten Einblick in das Fachgebiet bekam, wurde mir klar: Das will ich in meiner Zukunft nicht machen. Aber das konnte ich vorher nicht wissen, vorgestellt werden die Studiengänge immer als „beste Wahl für dich, weil…“. Der Gedanke, was ich wirklich machen will und was wirklich zu mir passt, brauchte einfach ein Semester zum Reifen. Sollten dann doch alle Stricke reißen, kann ich das Studium nach dem Abbruch später auch noch fortsetzen. Aber dazu lasse ich es nicht kommen.

Tipps wie „Beiß die Zähne zusammen!“ würde ich getrost ignorieren. Auch eine "Studium abbrechen: Pro und Kontra-Liste" führt häufig zu nichts: Auf der Pro-Seite überwiegen dann Argumente wie „Du hast jetzt schon angefangen, wenn du abbrichst, war das verschwendete Zeit“. Aber wenn du verzweifelt bist, bringt dich eine rationale Denkweise nicht unbedingt weiter. 

Auf mein Bauchgefühl aber habe ich vertraut – und dafür bin ich mittlerweile dankbar. 

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